Verfugung im Trockenspritzverfahren
2020 wurden wir gebeten, uns an einer Ausschreibung zur Fassadeninstandsetzung der Stiftskirche zu beteiligen.
Unsere Aufgabe bestand darin, in einem 1.Bauabschnitt die Neuverfugung des Turmes und des Westgiebels im Trockenspritzverfahren auszuführen. Das Verfahren bot sich am Objekt an, da das vorhandene Fassadenmauerwerk aus Hilbersdorfer Porphyrtuff sehr hart und das Fugenbild sehr kleinteilig, mit relativ großen Fugentiefen ausgebildet ist. Bei Bruchsteinmauerwerk schwankt der Fugenanteil durchaus zwischen 8 und 14 Metern pro m² Fassadenfläche. Dies hätte bei einer händischen Verfugung einen enormen Zeitaufwand, mit Problemen beim Verschluss tiefer Fugenlagen, bedeutet. Das Spritzverfahren war damit deutlich wirtschaftlicher auszuführen.
Zum Einsatz kam eine spezielle Trockenspritzmaschine, welche grundlegend anders funktioniert als eine Putzmaschine. Der Transport des Mörtels im Schlauch erfolgt hier „Trocken“ über den Luftstrom eines starken Kompressors. Das Anmachwasser wird hierbei erst an der Düse und nicht bereits an der Maschine zugeführt.
Damit kann ein niedrigerer Wasser-Zementwert (das gewichtsbezogene Verhältnis zwischen Wasser und Bindemittel) erreicht werden als bei einem Nassspritzverfahren. Durch das damit verbundene geringe Schwinden können Fugen auch in tieferen Lagen in einem Zug ohne Zwischenstandzeiten geschlossen werden. Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit des Einsatzes längerer und dünnerer Schlauchleitungen sowie der geringere Reinigungsaufwand.
Nach der Entfugung und Reinigung erfolgt das Verspritzen der freigelegten und gereinigten Fugen, auch in tieferen Lagen, in einem Arbeitsgang. Anschließend wird der frische Mörtel von den Steinoberflächen und den Fugen bis auf Steinvorderkante zurückgekratzt. Sorgfältiges Arbeiten erspart hier später erhöhten Strahlaufwand und Strahlguteinsatz.
I.d.R. am nächsten Arbeitstag werden, je nach Witterung, die Steine wieder frei – und die Fugen bis an die angrenzenden Steinkanten zurückgestrahlt. Als Strahlgut hierfür hat sich beispielsweise Schmelzkammerschlacke bewährt.
Nachteile des Verfahrens sind der höhere Mörtelverbrauch, da bei der Verfugung ein prozentualer Anteil als Abprall nach unten fällt sowie das anfallende und zu entsorgende Strahlgut. Auch muss darauf geachtet werden, dass die Mörtelverdichtung/Mörtelverfestigung kontinuierlich gleichbleibend und nicht zu hoch ausfällt. Der Mörtel sollte weicher als der Stein selbst sein. Bei zu weichem und abwitternden Sandsteinen kann zudem eine Schädigung der Oberflächen durch das Strahlen eintreten.
Durch die Staubentwicklung bei den Spritz- und Strahlarbeiten ist eine persönliche Vollschutzausrüstung mit gebläseunterstützten Atemschutzhelm unumgänglich. Düsen- und Maschinenführer benötigen einen hohen Erfahrungsschatz und eine fast blinde Verständigung untereinander, um eine fachgerechte Ausführung zu gewährleisten.