Holzschindeldeckung an der Klosterkirche St. Marien in Fischbachau

Im oberbayerischen Fischbachau arbeiteten unsere Zimmerleute und Dachdecker an der Neudeckung der Haube des barocken Turmes der Klosterkirche St. Martin. Die Kirche aus dem 11. Jahrhundert weist die für das Alpen- und Alpenvorland typische Holzschindeldeckung auf.

 

Holzschindeln sind eine Dachdeckung mit Tradition

Schindeln dürften das älteste von Hand geschaffene Deckungsmaterial im europäischen Raum sein. Bis in das 18. Jahrhundert hinein war in Mitteleuropa das Weichdach – die Dachdeckung in Stroh, Reet oder mit Holzschindeln – die häufigste Dachdeckungsart. Aus den Städten wurde Schindeln vor allem wegen des Brandrisikos verdrängt, bis die städtischen Bauordnungen sie schließlich verboten.

Dass die Holzschindeldeckung bis in unsere Tage in manchen Gegenden, wie dem Alpen- und Voralpenraum bis in heutige Tage gebräuchlich sind, hat verschiedene Ursachen. Meist stellte der Hofbesitzer die Holzschindeln für seine einfachen Dachgeometrien als Winterarbeit selbst her und verlegte sie auch selbst. Mit keinem anderen Dachdeckungsmaterial hätte er die Arbeitsschritte von der Gewinnung bis zur Verlegung selbst ausführen können.

Nicht zuletzt wegen ihrer Robustheit erleben Holzschindeln derzeit auch in der modernen Architektur im Alpenraum eine Renaissance als Dachdeckung und Wandverkleidung.

Gespalten, gedämpft und gebogen

In Fischbachau stellte es eine große Herausforderung dar, die flachen Schindeln an die stark gekrümmten, konkaven und konvexen Flächen der Turmzwiebel anzuarbeiten. Deshalb entsann man sich einer alten Methode, um die einzelnen Holzschindeln in beliebige Krümmungen biegen zu können. Hierfür wurden sie in einem zweckentfremdetem Kartoffeldämpfer gegart, bis die einzelnen Fasern eine ausreichend plastische Formbarkeit erreichen. Anschließend kamen sie unter eine eigens hierfür angefertigte Presse, wo die Dachdecker sie in die jeweils gewünschte Krümmung biegen. Schließlich wurden die Schindeln mit kaltem Wasser abgeschreckt und montiert. Die Technik des Holzbiegens mit Dampf hatten im übrigen schon die alten Ägypter angewandt, um Planken für den Schiffsbau zu formen.
Mit gespaltenen Holzschindeln gedeckte Dächer haben eine sehr hohe Lebensdauer – bis zu 70 Jahre und mehr sind keine Seltenheit. Für die Eindeckung des Turms von St. Martin verwendeten wir daher gespaltene Holzschindeln und nicht die oft aus Kostengründen angebotenen gesägten Schindeln, die deshalb oft noch mit einer nur mäßig wirksamen Imprägnierung versehen werden müssen.

Heute ziert die mit Holzschindeln nach traditionellem Verfahren neu eingedeckte Turmhaube wieder die besterhaltene romanische Basilika Südbayerns.

 

Unsere Leistungen

  • Eindeckung mit speziell an die Dachkrümmung angepassten, gespaltenen Holzschindeln