Zeugnis der Neorenaissance – Das Jagdschloss Hummelshain

Im Süden des Thüringer Saale-Holzland-Kreises, im Saaletal, liegt der kleine aber nachweislich schon um 1350 erwähnte Ort Hummelshain.

Herzog Friedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg ließ bis etwa 1670 das heutige Alte Schloss errichten. Auf Grund eines Brandes um 1872 bei dem ein Teil des Alten Schlosses zerstört wurde entstanden unter Herzog Ernst I. von Sachsen-Altenburg erste Planungen für einen Neubau. Der Zuschlag ging an die Berliner Architekten Ernst von Ihne und Paul Stegmüller. Für die Errichtung des Neuen Schlosses wurde auch der sächsische Hofbaumeister und Planer des Festspielhauses in Bayreuth, Otto Brückwald engagiert.

Der gesamte Gebäudekomplex wurde 1879 aus Ziegelmauerwerk errichtet und mit Sandstein aus verschiedenen thüringischen (Seeberg) und sächsischen (Elbe) Abbaugebieten verkleidet. Der 2-geschossige asymmetrische Gebäudekomplex mit flankierenden Türmen und einem stilisierten imposanten über 40m hohen Bergfried vereint verschiedenste historistische Stilrichtungen. Die Sandsteinfassaden sowie die schiefergedeckten Dachlandschaften sind mit dahingehenden Details nahezu übersät.

Von der arkadenartigen Gestaltung der an den hohen Turm anschließenden Fassaden über verschiedenste Bauwerksöffnungen, Balkone, Erker und Schmuckelemente bis hin zu den vielfältigen Giebeln, Turmhauben, Gaupen und Bekrönungen konnten hier die Architekten ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Selbst bei der großzügigen Ausbildung der umlaufenden Terrassen mit arkadenartigen Säulengängen und Balustraden als Übergang zu einem englischen Landschaftspark wurde nichts dem Zufall überlassen.

Genutzt wurde dieser imposante Bau mit der Jagdanlage Rieseneck sowie den dazugehörigen Wirtschaftsgebäuden von den Altenburger Herzögen bis hin zu Kaiser Wilhelm II. und dem damit einhergehenden Ende der Monarchie.

1920 erwarb der Besitzer eines Zeitschriftenverlags das Anwesen für ganze 1.350.000 Mark. Nach der Beschlagnahmung des Gutes zu Kriegszeiten wurde es kurzzeitig als Lazarett und später als Kinder,- und Jugendheim genutzt.

Dem Förderverein Schloss Hummelshain e.V. ist es zu verdanken, dass in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit dem Thüringer Landesamt für Denkmalpflege, abschnittsweise grundhafte Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen mit Fördergeldern durchgeführt werden können, um gravierende Bauschäden, insbesondere an der Gebäudehülle, zu beheben.

2017 wurde das Gebäude als Baudenkmal von nationaler Bedeutung eingestuft. Es zählt zu den bedeutendsten Baudenkmalen des Historismus im Freistaat Thüringen.

 

Unsere Leistungen

Die Firma Bennert erhielt 2021 den Auftrag, zur Sanierung von mit dem Echten Hausschwamm befallenen Bereichen auf der Südseite des Gebäudes.

Das bis zu einem Meter starke Verbundmauerwerk wurde durch das undichte Dach bis in das Kellergeschoss stark durchfeuchtet. In das Mauerwerk einbindende tragende Holzbauteile wurden ebenfalls durchfeuchtet und boten so günstige Umgebungsbedingungen für den Befall des Echten Hausschwammes.

Der Befall durch diesen gefährlichen Holzzerstörer, dessen Myzel meterdickes Mauerwerk problemlos durchwachsen kann, erstreckte sich vom Drempelbereich im Dachgeschoss über die stuckverzierten Holzbalkendeckenebenen bis in den Kellerbereich. Dort sorgte ein großer Fruchtkörper unterhalb der Kappendecke für die Verbreitung von Sporenmaterial.

Diverse Holzbauteile wurden geschädigt, zum Teil bis zum vollständigen Versagen einzelner Deckenbalken und den damit einhergehenden Verformungen der Stuckdecken.

Mit einem abgestimmten Sanierungskonzept sollte der weiteren Ausbreitung des Pilzbefalls in diesem Bauabschnitt begegnet und die Tragfähigkeit betroffener Bauteile wieder hergestellt werden. Der Umfang der Schädigungen wurde an den Holzbauteilen und im Mauerwerk ermittelt.

Da die zur Verfügung stehenden Fördermittel begrenzt waren, mussten die Sanierungsmaßnahmen auf die unmittelbaren Befallsbereiche beschränkt bleiben.

Wand- und Deckenfassungen sowie der historische Parkett- oder Dielenfußboden wurde in den unmittelbar festgestellten Befallsbereichen vorsichtig zurückgebaut und das Mauerwerk freigelegt. Die historischen Holz- und Stuckfassungen wurden vorher dokumentiert und wo möglich durch Restauratoren gesichert und für den späteren Wiedereinbau zwischengelagert.

Durch die Materialprüfanstalt Weimar erfolgte in den verschiedenen Geschossen eine Feuchte- und Salzanalyse.  Dabei wurden in den Außenwandbereichen um die Fallrohre und im Kellermauerwerk sehr hohe Materialfeuchten und entsprechende Salzbelastungen festgestellt. Für eine klassische Mauerwerksbehandlung mit Schwammsperrmitteln war die Feuchtigkeit viel zu hoch. Das Schwammsperrmittel hätte in der nötigen Konzentration und Menge nicht in das Mauerwerk eingebracht werden können.

Das im Kellergeschoss vom Echten Hausschwamm befallene Mauerwerk wurde über mehrere Wochen zunächst im Umluftverfahren getrocknet und temperiert. Erst dann erfolgte hier eine klassische Mauerwerksbehandlung in Kombination aus Druckinjektage- Flut- und Schaumverfahren erfolgen.

Die halbstein starke Kappendecke über dem Keller wurde im Infrarotverfahren bis 55°C durchwärmt und beidseitig im Schaumverfahren mit dem Schwammsperrmittel konserviert. Durchfeuchtete Außenwände wurden ebenfalls im Infrarotverfahren getrocknet und temperiert. Aufgrund der komplexen Mauerwerksgeometrien erfolgt dann noch die klassische Behandlung in Kombination aus Druckinjektage- Flut- und Schaumverfahren.

Anschließend wurde die Tragfähigkeit der Holzbalkendecken wieder hergestellt. Dabei erfolgte die Sanierung und Ertüchtigung mittels klassischer Blattverbindungen in Kombination mit Schlitzblechen oder Stahlanlaschungen. Bei den Außenwandauflagern erfolgte eine konsequente Entkopplung der Holzbalken zum Mauerwerk durch Stahlsonderbauteile. Rückschnittlängen wurden dabei auf das nötige Minimum reduziert. Im Bereich von Stuckdecken wurde nur das vom Echten Hausschwamm durchwachsene und zerstörte Material ausgebaut. Von der verbleibenden historischen Konstruktion wurde so viel wie möglich durch Konservierung gesichert.