Die Stadtpfarrkirche von Neuruppin - Risssanierung der Hölzernen Säulen

Sie wurde 1801 bis 1806 in klassizistischem Stil durch den Preußischen Geheimen Oberbaurat Philipp Bernhard François Berson (1754–1835) erbaut, der aus einer Hugenottenfamilie stammte. Ihr 1787 abgebrannter spätgotischer Vorgängerbau war eine hochkomplexe, höchstwahrscheinlich fünfschiffige Halle. Berson hatte als Verfasser des ehemals weit verbreiteten „Handbuches der bürgerlichen Baukunst“ vor allem praktische Interessen. Seine Neigung, alles möglichst praktisch und sparsam zu gestalten, zeigt sich auch in der Neuruppiner Stadtpfarrkirche, die in der ungewöhnlichen Form eines einfachen Quersaals mit einem Kanzelaltar in der Mitte der Längsseite errichtet wurde, wie es sie nur in einigen wenigen Fällen im protestantischen Kirchenbau gibt. Der Meisterarchitekt des frühen 19. Jahrhunderts Karl Friedrich Schinkel fand die Neuruppiner Marienkirche allerdings "in vieler Hinsicht mißlungen". Berson hatte vor allem angestrebt, in der von ihm entworfenen Kirche möglichst viele Personen unterzubringen und deshalb im großzügigen und weiten Inneren eine umlaufende zweigeschossige Empore eingerichtet.

1970 wurde die Stadtpfarrkirche baupolizeilich gesperrt. Nach der Wende begann 1991 eine umfassende Rekonstruktion der Kirche, die im Wesentlichen 2002 abgeschlossen war. Heute ist die ehemalige Pfarrkirche das repräsentative Veranstaltungszentrum der Fontanestadt. Hier finden nun Konzerte, Kongresse, Tagungen, Firmenpräsentationen und Bankette statt.

 

In der Kulturkirche von Neuruppin zeigten sich an den insgesamt 90 hölzernen tragenden Säulen enorme Rissbilder, die vor allem der Ästhetik schadeten. Doch eine Beeinträchtigung der Lastableitung in den Säulen infolge ihrer Auflösung durch die Risse in einzelne Pfeiler konnte auch nicht ausgeschlossen werden. Um die homogene Lastableitung wieder zu garantieren, war eine nicht nur vollständig formschlüssige sondern auch eine kraftschlüssige Verfüllung der entstandenen Hohlräume erforderlich – der Füllstoff musste an den Rissflanken sehr gut kleben. Dazu eignete sich der gemeinsam von der Firma Bennert und dem Lehrstuhl für Holz- und Mauerwerksbau der Bauhaus Universität Weimar (Prof. Dr.-Ing. K. Rautenstrauch) entwickelte Polymerverguss Compono sehr gut. Er besteht aus einem kalthärtenden Epoxidharz mit einem gereinigten Quarzkorngemisch als Zuschlag und wurde eigentlich zur Erhöhung der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit von Biegeträgern aus Holz entwickelt. Dieser Polymerverguß ist fließfähig genug, dass er drucklos in die Risse der Neuruppiner Emporenstützen eingebracht werden konnte, mit deren Flanken er eine dauerhafte Klebeverbindung einging. Ein weiterer entscheidender Vorteil unseres Materials für die Sanierung der Säulen ist, dass es auch in größeren Materialdicken verbaut werden kann. Ein Umstand, der auch die direkte Verfüllung der teilweise erheblichen Rissbreiten ermöglichte.