Ravensburg, Rotes Rathaus - Die Sanierungsmaßnahmen am Gotischen Profanbau mit Staffelgiebel

Seit nunmehr 600 Jahren tagt in den Räumlichkeiten des historischen Gebäudes der Stadtrat. An der Fassadenostseite befindet sich aus dem 14. Jh. das Stadt- und Reichswappen von Ravensburg. Der Erker an der Nordseite, Gerichtserker genannt, stammt aus dem Jahr 1571.

Da das historische Gebäude jedoch in vielen Teilen nicht mehr den öffentlich-rechtlichen Bestimmungen zum Brandschutz entsprach und in vielen Teilen auch modernisiert werden sollte, wurde die TÜV SÜD Industrie Service GmbH von der Stadt Ravensburg beauftragt, für das historische Rathaus ein ganzheitliches Brandschutzkonzept zu erstellen, welches auch die Belange des Denkmalschutzes weitestgehend berücksichtigt und trotzdem eine Gefährdung der Mitarbeiter und Besucher auf ein Minimum zu reduzieren versucht.

Das Brandschutzkonzept sah unter anderem vor, die obersten Geschossdecken aus einer Holztragkonstruktion sowohl von unten, wie auch von oben mit einer Brandschutzverkleidung zu versehen und entsprechend den Vorgaben auf F60 oder F90 zu ertüchtigen. Für die Dachkonstruktionen bedeutete das jedoch, dass diese im Bereich der Deckenbalken und deren Anschlüsse an die Sparren verkleidet werden mussten und anschließend nicht mehr zugänglich sind. Daher sollten zunächst die bei einer Untersuchung durch einen Restaurator des Zimmerhandwerks festgestellten Schäden an der Dachkonstruktion beseitigt und das Dachtragwerk der drei Gebäude (HG 26, NG26/1 und NG26/2) restauriert werden, bevor die Konstruktionen sicher verkleidet werden konnten. Die Stadt hatte sich entschieden, zusätzlich zur notwendigen Sanierung der Dachkonstruktion, auch eine neue Dachdeckung auf den drei Gebäuden (HG 26, NG26/1 und NG26/2 vorzusehen und je nach Bedarf auch die Blechbauteile auszutauschen. Außerdem wurde beschlossen, nach der Sanierung des Daches, die Sanierung der Fassade und der Fenster anzuschließen, um das Baugerüst so wirtschaftlich sinnvoll zu nutzen.

Darüber hinaus wurde mit dem Landesdenkmalamt festgelegt, dass die Staffelgiebel in der Neigung geändert werden und die Neigung nach innen gedreht werden sollten, damit das Wasser in Zukunft auf die Dachfläche und nicht mehr gegen die Fassade abgeleitet wird (siehe Titelbild - Aufnahme aus 2017, hier sieht man den dadurch entstandenen Schaden an der Fassade). Zeitgleich zu den Maßnahmen am Dachstuhl und an der Fassade wurden im Innenbereich der Gebäudeteile (HG26, NG26/1 und NG26/2) die Nachrüstungen im Brandschutz und die Umbauarbeiten in den Geschossen darunter fortgesetzt.

 

Folgende Sanierungsmaßnahmen an Fassade und Dach wurden in Begleitung des Landesdenkmalamts durchgeführt:

Leistungen unserer Zimmerer

  • Restaurierung von Schäden an der historischen Dachkonstruktion, insbesondere an den Traufseiten im Bereich Anschluss Deckenbalken, Sparren, Austausch von Sparren oder Deckenbalken
  • Rückbau bestehender Lattung und Ziegeldeckung
  • Rückbau und Wiedereinbau der Rinnen, Einlaufbleche, Nocken an Gauben und Kaminen
  • Einbau von zusätzlichem regensicheren Unterdach im Bereich der Traufseiten und über empfindlichen Technikbereichen
  • Risssanierungen historischer Deckenbalken und Unterzüge
  • 920 m² aufgeständerte Schutzdachkonstruktion
  • Herstellung Fußgängertunnel
  • 1.300 m Ausgleich Deckenbalkenebene
  • 54 m Gesimsabstützungen
  • Verarbeitung von 58 m³ Bauholz
  • 850 m² Einbau von Brettschalung und -boden
  • 1.320 m² Dachdeckung entfernt
  • ca. 40 m Ausspänen von Trockenrissen


Leistungen unserer Dachdecker

  • Rückbau und Einbau von neuen Sicherungsdachhaken für zukünftige Wartungsarbeiten
  • Reparatur des Dachreiters vom Gerüst und mit Hubsteiger auf Gebäude 26 Staffelgiebel West- und Ostseite
  • Kehlen und Bleche an aufgehenden Wänden
  • Wiederherstellen der Dachdeckung, Neueindeckung, Entwässerung und Verblechungen

 

Leistungen unserer Maurer

  • Umbau und Änderung der Neigung der Staffelgiebel nach innen


Besonderheiten

  • unterschiedliche Sparrenlängen an Ost- und Westgiebel (Differenz circa 1,20 m)
  • Traufe und First mit zusätzlichem Knick
  • Geometrie der Dachflächen konvex und trapezförmig
  • pandemiebedingte Ausfälle